Gründerinterview: "Deshalb sind wir mit NASH ins Haifischbecken gesprungen"

Gründerinterview: "Deshalb sind wir mit NASH ins Haifischbecken gesprungen"

Im Interview: Warum Thomas & Thomas ausgerechnet einen Markt voller Milliardenkonzerne verändern wollen

Wie kommt man auf die Idee, einen neuen Rasierer zu entwickeln? Warum will man einen Markt revolutionieren, der von Milliardenkonzernen kontrolliert wird? 

Im Gründerinterview erzählen Thomas & Thomas ihren persönlichen Weg, wie aus Kopfschütteln im Badezimmer und einem vergessenen Rasierer auf Geschäftsreise NASH wurde.

Alex - unser eCommerce Guru - hat sich heute Zeit genommen und begleitet uns zu den Anfängen von NASH: 


Alex: Was war der erste Stein, der ins Rollen kam?

Thomas Schloss: Thomas und ich kennen uns seit dem Studium. 2015 haben wir schon ein E-Commerce-Unternehmen aufgebaut, Kosmetik fürs Bad und Wellness für die Dusche. Auf einer Reise habe ich meinen Rasierer vergessen und im Supermarkt ein teures Ersatzmodell kaufen müssen, nur damit meine Klingen passen. Im Hotel haben wir dann gerechnet und geredet: fast € 5 für eine Klinge, viel Plastik, viel Verpackung. Und immer diese sauteure TV-Werbung. Wieso eigentlich?

Thomas Grüner: Genau das hat uns dann nicht mehr losgelassen. Stell dir vor, Millionen Männer haben jeden Morgen dieselbe Routine und trotzdem fühlt es sich innerlich irgendwie falsch an. Gummigriffe, Blisterverpackugnen und unverschämt teure Klingen. Wir haben uns gefragt: Wenn so viele Menschen sich rasieren, warum ist das System noch wie in den 80ern? Das muss doch besser gehen.

 

Alex: Aber was war so der Eine Schmerz, der euch nicht mehr losgelassen hat?

Thomas Schloss: Der Plastikmüll im Bad. Ja, das ist wirklich ein Wahnsinn. Diese High-Performance-Kunststoffe schauen zwar nach Hochleistung aus, das braucht es aber bei Griffen echt nicht mehr. Da gibt es so tolle natürliche Lösungen.

Thomas Grüner: Der Beweis, dass es anders geht, war für uns die Bambus-Zahnbürste. Gleiche Funktion, bessere Haptik, weniger Müll. Eine kluge Materialentscheidung. Also man muss nicht immer Alles neu erfinden, sondern die wichtigen Dinge neu denken: weniger Kitsch, mehr Substanz. Weniger Müll, dafür mehr Köpfchen bei den Materialen. Aber klar, wenn man als Konzern Massenware auf den Markt bringen muss, dann sind die natürlichen Wege meist zu teuer oder umstädnlich.

 

Alex: Wenn euch Plastikmüll so wichtig ist, warum habt ihr dann kein Rasiermesser gemacht?

Thomas Grüner: Wir sind der Überzeugung, dass Idealismus langfristig nicht reicht. Um mit einer Idee einen Markt zu revolutionieren, muss ein Produkt massentauglich sein muss, ohne Massenware zu sein. Ein Hobel oder Messer kann 100% puristisch sein, aber erreicht am Ende für die Meisten keine Alltagstauglichkeit.

Thomas Schloss: Ich bin Vater. In der Früh zählt jede Minute. Ich habe Messer ausprobiert und mich geschnitten. Da bin ich raus. Wir wollen niemanden zu einem neuen Ritual erziehen. Wir wollten das Bestehende besser liefern. Deshalb ein Systemrasierer: vertraut, schnell, sicher.

 

Alex: Was macht ihr bei NASH konkret besser. Was war eure Idee?

Thomas Schloss: Unser Motto ist von Anfang an immer gewesen: Nicht alles neu, sondern das Wichtige besser machen. Zwei Dinge zählen für uns beim Rasieren: Natürlichkeit für die Haut und eine stressfreie, schnittfreie Anwendung.

Thomas Grüner: Das heißt, wir mussten einen Systemrasierer machen, aber dort das ganze chemische, künstliche und Plastikzeug ersetzen durch etwas, das natürlich ist aber mindestens so gut funktioniert und vor allem auch noch günstiger ist. Weil es ist nämlich essentiell, dass man am Ende günstiger sein kann. Wir sind nicht günstiger deswegen, weil wir bei den Produkten sparen, sondern weil wir kein Millionen-Sponsorings für Fußballer haben. Das heißt, indem wir nicht wie Konzerne TV-Werbungen schalten für hunderte Millionen Euro, können wir eine Top-Qualität und natürlichere Produkte liefern und das auch noch zu einem besseren Preis.  Das ist unsere Strategie. 

 

Alex: Gab es diesen einen Moment, wo ihr wusstet: „Das wird NASH“?

Thomas Grüner: Ja. Der Karton mit den ersten frisch gespritzten Biokomposit-Teilen stand auf dem Tisch. Wir machen ihn auf, nehmen die Teile in die Hand – das Material riecht leicht nach Holz. Modern und ursprünglich zugleich. Wir stecken den Prototyp zusammen, er liegt satt in der Hand, die Balance passt. Wir haben beide kurz nichts gesagt. Das war der Moment: Das ist NASH.

Thomas Schloss: Vom 3D-Render zum echten Leben. Du merkst sofort: Balance, Design, Material und Funktion greifen ineinander. Kein Bling, kein Gummi, kein Neongelber Deko-Streifen – einfach schlüssig und formschön. Das war unser „Okay, jetzt sind wir wir“-Moment.

 

Alex: Was habt ihr ganz bewusst nicht gemacht, obwohl’s einfacher gewesen wäre?

Thomas Schloss: Kein Regalplatz neben den großen Marken, obwohl wir schon Anfragen hatten. Wenn man anders sein will, muss man sich auch klar abgrenzen. Bei uns gibt's alles online, bequem und umweltfreundlich per Post in den Briefkasten.

Thomas Grüner: Und ganz wichtig: Beziehung vor Conversion. Bei uns erreichst du immer jemanden. Versuch mal einer der anderen Rasierer-Marken eine Frage zu stellen, wie du die Klinge besser reinigst oder wie du den Rasurbrand wegkriegst. Wir haben keine Zielgruppe sondern bei uns ist jeder Kunde ein Mensch. Das klingt jetzt für so manchen irgendwie esoterisch, aber es ist unsere Überzeugung. 

 

Alex: Euer persönliches Fazit bisher?

Thomas Grüner: In kurzer Zeit sind es über 20.000 Kunden geworden und inzwischen mehr als eine halbe Million Rasuren. Unsere Zufriedenheit liegt bei über 99 %, und immer mehr Neukunden kommen über Empfehlungen. Das ist für uns das schönste Kompliment. Das macht schon demütig.

Thomas Schloss: Leicht ist es nicht. Jedes Mal, wenn wir eine Anzeige schalten oder auf Social Media sichtbarer werden, taucht wie von Geisterhand Gegenwind auf, die Clickpreise werden teurer oder eigenartige Kommentare tauchen auf. Ist halt so. Wir machen einfach unser Ding weiter.

Thomas Grüner: Neu ist, wir sind jetzt auch in Italien und Frankreich gestartet. In wenigen Wochen kamen 100e neue Kunden dazu und das Feedback ist ebenso stark. NASH fühlt sich nicht mehr nur wie „ein weiteres Produkt“ an, sondern wie eine Bewegung, die leise größer wird.

Thomas Schloss: Unser Weg bleibt derselbe: Überflüssiges weglassen, Künstliches durch Natürliches ersetzen, transparent sein und auf Augenhöhe sprechen. So löst wollen wir diesen verkrusteten Markt aufsprengen.

Thomas Grüner: Tja, unterm Strich machen wir einfach das, was sich unserer Meinung nach die Menschen erwarten. Mit Respekt behandelt zu werden. 

 

Alex: Das war ein langes Fazit 😉